Rezension Maja Lunde: Über die Grenze

kultur

von Catherine 

wir haben bereits hier auf einige Bücher zum Nationalsozialismus für Kinder verwiesen. Dieses fehlt und muss unbedingt empfohlen werden.

Maja Lunde schreibt in “Über die Grenze” über die Geschwister Gerda und Otto. Deren Eltern werden gleich zu Beginn der Geschichte verhaftet, weil sie sich im norwegischen Widerstand engagieren und zwei Kinder – jüdische Kinder – in ihrem Keller verstecken, um sie über die Grenze ins sichere Schweden zu schmuggeln. Gerda und Otto sehen die einzige Chance, ihren Eltern zu helfen und sie vor dem Arbeitslager zu bewahren, darin, deren Aufgabe zu erfüllen. Sie fliehen vor Dypvik, der früher einer ihrer Bekannten war und der nun mit den Deutschen kollaboriert, und begeben sich auf die Suche nach einem Erwachsenen, der Daniel und Sarah nach Schweden bringen kann. Alles kommt natürlich anders, als sie es geplant haben, und so erleben die vier Kinder ein Abenteuer, bei dem es um alles geht – um das Leben von Sarah und Daniel, aber auch um das Zuhause und die Zukunft von Gerda und Otto.

Der Autorin gelingt es, auf knapp 200 Seiten sehr viel zu erzählen und dabei nicht atemlos zu werden. Das Erzähltempo ist gut gewählt, nichts passiert zu schnell. Das Beziehungsgeflecht, in dem sich die Kinder befinden, ist überzeugend skizziert und auch für erwachsene Leserinnen ist der Roman fesselnd. Was aber wirklich ein ganz großes Verdienst dieses Buches ist, ist, dass Lunde immer entlang der Handlung Details zum Krieg einfließen lässt und so ein großes Bild entwirft davon, wie schrecklich Krieg im Allgemeinen und dieser Krieg, der Zweite Weltkrieg, im Speziellen ist.

Es geht um Widerstand, Konzentrationslager und darum, dass auch Kinder umgebracht werden können. Es geht um Vertrauen und Misstrauen, um Menschenkenntnis, aber auch darum, dass es kaum Schokolade gibt, wenn gekämpft wird. Vor allem aber um Mut geht es und eben darum, dass mutig sein heißt, trotz der Angst, die jemand hat, genau das zu tun, wovor er oder sie Angst hat.

Für das 8-jährige Kind, mit dem ich gemeinsam das Buch gelesen habe, war es eine sehr gute Mischung zwischen Abenteuergeschichte und einem Einblick in den Zweiten Weltkrieg, ohne das Kind mit zu vielen Details und historischen Fakten zu überfordern. Obwohl er auch eine Heldengeschichte erzählt, ist der Roman überhaupt nicht moralisierend. Wir haben ihn sehr sehr gemocht, ich will ihn gerne allerwärmstens empfehlen.

 


Maja Lunde. “Über die Grenze”. urachhaus. 2019. Empfohlen ab 9 Jahren.

Cover: Copyright beim Verlag urachhaus

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