Die Autorin Amanda Laird will informieren und empowern über Menstruation, Zyklus und warum ein ausgeglichener Hormonhaushalt für einen gesunden Körper und Geist wichtig ist.
Von Catherine
Die Kanadierin Amanda Laird ist feministische Autorin und Ernährungsberaterin. Sie legt seit Jahren den Schwerpunkt ihrer Arbeit darauf, Menschen über ihren Menstruationszyklus aufzuklären und ihnen so zu helfen, die Abläufe im eigenen Körper verstehen und gegebenenfalls positiv beeinflussen zu können. In ihrem Podcast greift sie ganz unterschiedliche Aspekte von Menstruation auf – von medizinischen Grundlagen über hormonell bedingten Krankheiten hin zu Fragen über das Lebens als trans Person mit Periode.
In ihrem ersten Buch “Heavy Flow” geht es nun folgerichtig auch um den Menstruationszyklus. Auf etwa 200 Seiten bearbeitet Laird dabei verschiedene Aspekte des Zyklus, dabei bedient sich sich inklusiver Sprache und schreibt zum Beispiel von “people, who bleed”. Das zeichnet ihr Buch vor vielen anderen dieser Art aus. Auch der empowernde und emanzipatorische Ansatz, den Laird verfolgt ist besonders. Denn ihr Ziel ist “Body Literacy”, also die Fähigkeit, den eigenen Körper zu kennen und seine Signale richtig zu deuten. Dafür erklärt sie zunächst, woher das uralte Tabu um die (monatliche) Blutung kommt, wie die Industrie der sogenannten Frauenhygiene und Sexualkundeunterricht zusammenhängen und wie somit Bilder der Abläufe in Körpern erschaffen werden, die für Scham sorgen – was wiederum den Wunsch nach sich zieht, sich mit dem was “da unten” passiert, nicht näher zu beschäftigen, weil es ist ja bäh. Niemals verfällt die Autorin dabei in ein Jubelgeschrei auf die “heilige Weiblichkeit” oder die “Göttinenkräfte in dir”. Sie beschreibt stattdessen, wie eine patriarchalische Gesellschaft alles, was eben nicht “männlich” ist, verdammt, kleinmacht und ignoriert. Dass die Medizin nach Jahrtausenden endlich entdeckt, dass Frauen* anders krank werden und sind als Männer*, unterstützt Lairds Thesen.
Nach dem historischen Exkurs und der grundsätzlichen Erklärung des Ablaufs des Menstruationszyklus ruft Laird zur Selbstbetrachtung auf. Sie beschreibt Vagina, Vulva und fordert auf, den Muttermund stetig zu befühlen, um sich im eigenen Körper besser zurecht zu finden und erkennen zu können, wo im Zyklus eins sich ungefähr befindet. Bilder illustrieren all dies. Wem das zu viel ist, dem gibt sie Tipps zur behutsamen Selbstbetrachtung und äußeren Untersuchung.
In weiteren Kapiteln bespricht sie Probleme mit dem Zyklus wie Ausbleiben der Regel, Endometriose, PCOS oder PMS und gibt Einsicht auf die darunter liegenden körperlichen Probleme – denn der Zyklus ist nach Laird ein Ausdruck der Gesamtgesundheit eines Körpers und Probleme im Zyklus können nicht isoliert betrachtet und gelöst werden, sondern nur, wenn man die hormonellen Zusammenhänge als Ganzes sieht und versteht. Auch Ernährung und Lifestyle in den verschiedenen Zyklusphasen werden besprochen, dabei legt die Autorin großen Wert darauf, dass Menschen, die bluten, zu verschiedenen Zyklusphasen verschieden leistungsfähig sind und nimmt damit viel Druck von Lesenden, die sich zu kasteien, wenn sie kurz vor der Periode eben nicht zur Party und zur Arbeit wollen.
Insgesamt ist Lairds Buch ein Quell an Information, aufschlussreich, gut lesbar geschrieben von einer Person, die merklich mit viel Leidenschaft über ihr Thema spricht und schreibt und der es wichtig ist, den Menstruationszyklus und unseren Umgang damit zu enttabuisieren, zu normalisieren, ohne dabei ununterbrochen Druck auszuüben, Menstruation und Zyklus total super zu finden. Laird will uns alle zu “Body literates” zu machen, was ja nun wirklich ein vernünftiges Anliegen ist.
Amanda Laird. Heavy Flow. Dundurn Press 2019.
Ein Rezensionsexemplar wurde uns zur Verfügung gestellt. Das Buch ist momentan nur auf Englisch verfügbar.
Coverbild: Rechte bei Dundurn Press