Editorial: abschließen.

Editorial

Manchmal kommt der Moment, an dem wir mit Altem oder mit Gewohntem abschließen wollen. Oder müssen. Dieses Abschließen kann die Voraussetzung für etwas Neues sein, es kann ein Resümee oder ein Neudenken sein. Es kann wichtige Zäsur oder harter Schnitt sein. Mit der aktuellen umstandslos-Ausgabe wollen wir dem Zauber, dem Schmerz und den Chancen nachspüren, die dem Abschließen inne wohnen.

Vor der Geburt ihres ersten Kindes hat Emma über feministisches Schwanger-Sein geschrieben. Jetzt bringt sie ein ersehntes Follow-Up – sie hat mit dem ersten Babyjahr abgeschlossen und reflektiert ihre Erlebnisse und Erfahrungen für umstandslos.

Jen hat ein anderes großes Projekt abgeschlossen: ihre Masterarbeit über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Präservation von Eizellen auf den Mutter*wunsch und potenzielle Stigmata. Dazu hat sie vier Frauen, die sich noch kaum mit der Technologie auseinandergesetzt haben, einen trans Mann, der schwanger werden möchte, sowie eine Frau, die bereits ihre Eizellen hat präservieren lassen, befragt. In ihrem Text berichtet Jen über die vielen normativen Erwartungen von Personen rund um Schwangerschaft(en), die in ihren Ergebnissen zutage getreten sind.

Franziska schließt in einer Fotoserie mit dem Fruchtbarkeitsmythos in der Kunst ab. Dafür hat sie typische Symbole neu gedacht und inszeniert, um eine Entsymbolisierung zu erreichen.

In einem anonymen Beitrag erzählt eine Autorin davon, wie sie vorübergehend mit ihrem Alltag abgeschlossen hat: Statt der geplanten großen Rundreise hat sie sich im ersten großen Urlaub ohne Kind mit einem jungen Lover im fremden Nachtleben verloren.

Kate zeigt in ihrem Text, wie sie mit Mythen rund um die heteronormative Kleinfamilie und ein binäres cissexistisch geprägtes Geschlechtsverständnis abgeschlossen hat: Sie betreut zusammen mit zwei weiteren Elternteilen das gemeinsame Kind, das geschlechtsneutral aufwächst.

Mit dieser Ausgabe ziehen wir auch einen Strich unter vier Jahre umstandslos. Dies soll jedoch kein Schlussstrich sein! Es ist ein Abschließen mit dem Format, nicht aber mit der Idee und der Thematik. Die kollektive Verarbeitung von feministischen Perspektiven auf Mutterschaft und Elternschaft auf unserer Plattform hat eine großartige Sammlung an verschiedenen lauten, leisen, überraschenden, wütenden, schönen und traurigen Texten hervorgebracht. Das neue umstandslos wird euch weiterhin mit Lesestoff versorgen und wir werden uns wie gewohnt um feministische Elternschaft und emanzipiertes Mutter-Sein im Netz kümmern. Bevor wir jedoch mit umstandslos in ein neues Kleid schlüpfen, schließen wir vom Redaktionsteam die aktuelle Ausgabe mit einem Kommentar zur Situation von Müttern und Eltern in unserer Gesellschaft ab, der gleichzeitig den Weg in die Zukunft unseres Magazins weisen soll – und der ist so ambivalent wie Elternschaft selbst: Kämpferisch. Müde. Politisch. Resignierend. Privat. Lamentierend. Wütend. Leise. Differenziert. Visionär. Individuell. Laut. Kollektiv. Solidarisch.

Wir freuen uns, wenn ihr uns weiterhin begleitet. Viel Lesevergnügen mit dieser letzten alten umstandslos-Ausgabe im Januar und Februar 2018!

Habt es gut!
Anna Lisa, Antonia, Catherine und Cornelia

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alle Texte dieser Ausgabe findet ihr hier: ab.schließen

8 Replies to “Editorial: abschließen.”

  1. Pizz sagt:

    Danke, dass ihr weitermacht. Ich hatte schon große Angst! ❤

  2. Das klingt spannend und vielversprechend! 🙂 ich freue mich auf die neuen Texte und bin gespannt auf das neue Format.

  3. laura sagt:

    danke das ihr weitermacht!! die texte auf umstandlos helfen mir in vielen femistischen und anderen fragen zu meiner elternschaft. in meinem umfeld fehlt mir dieser austausch.vielen vielen dank!!

  4. […] wir mit umstandslos in ein neues Kleid schlüpfen, schließen wir vom Redaktionsteam die aktuelle Ausgabe mit diesem Kommentar zur Situation von Müttern und Eltern in unserer Gesellschaft ab, der […]

  5. Ann-Kathrin sagt:

    Danke für eure tolle Arbeit. Bitte lasst uns wissen, wie und wo es wetergeht!

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