Vertrauensfrage(n)

Wie jetzt?

von Maria

Wenn ich in letzter Zeit von unseren “Schulabenteuern” erzähle, höre ich oft: “Ja aber ich bin auch nicht gern zur Schule gegangen” oder “Naja, aber irgendwie haben wir es doch alle da durch geschafft” und selbst meine Oma soll gesagt haben: “Ich gehe doch nicht zur Schule, da reden sie eh nur schlecht über meinen Sohn” und das ist mindestens 50 Jahre her. Der Allgemeinheit scheint also (schon lange) klar zu sein, dass das Schulsystem eine Katastrophe ist, dennoch ist die Meinung, dass dagegen kaum etwas getan werden kann und die Kinder, so wie wir alle vor ihnen, da eben einfach durch müssen, immer noch weit verbreitet… und ich stehe dann da, schüttle den Kopf, denke kurz darüber nach, ob ich das vielleicht doch alles zu ernst nehme und möchte das nicht glauben.
Ich sehe wie die Kinder in ein System gezwängt werden sollen (hallo weiße, hetero-cis-sexuell, patriarchale, kapitalistische Norm) und von den Eltern erwartet wird, dass sie die Schule dabei bedingungslos unterstützen.

Anstatt mit den Kindern zu arbeiten so wie sie sind, wird gegen sie gearbeitet. Sie werden nicht ernst genommen und als Konsequenz verlieren sie das Vertrauen zu den Menschen, die sie beim Lernen unterstützen sollen. Warum sollen sie sich aber anstrengen etwas zu tun, wenn ihnen sowieso nicht zugehört wird? Der Beginn eines Teufelskreises, denn wer keine der erwarteten Leistungen bringt, wird noch weniger ernst genommen…
Und was ist, wenn ich als Eltern die Schule dabei nicht unterstützen will? Welche Möglichkeiten bleiben mir, wenn das Vertrauen zwischen Familie und Schule schon kaputt ist und dann auch noch die Eltern-Kind Beziehung gefährdet wird?
Eltern, die sich für ihre Kinder einsetzen, wird nämlich suggeriert, dass sie etwas falsch machen: “Sie scheinen ihrem Kind aber auch alles zu glauben was es sagt.” “Denken Sie daran, dass Sie der Chef sind.”. Bitte sagt mir, wer soll denn den Kindern glauben, wenn nicht die Eltern? Wie oft kann eins die Schule wechseln, wenn es doch das System ist? “Irgendwie haben wir es doch alle durch die Schule geschafft”? Nein, und wenn doch: zu welchem Preis?

Wer eine Erfahrung zum Teilen oder einen Ratschlag hat, ein Buch oder einen Trick kennt, um mit dem beschriebenen Problem umzugehen, die_der melde sich bitte in den Kommentaren. In 14 Tagen findet sich an dieser Stelle der Ratschlag einer Expertin. 

26 Replies to “Vertrauensfrage(n)”

  1. catzenkind sagt:

    mir graut vor dem Tag, an dem das Kind zur Schule muss. Deutschland ist wohl auch eines der wenigen Länder mit Schulpflicht (hallo Bussgeld, Hallo Kindswohlgefährdungsvorwürfe). Schulen, die zumindest nicht kacke erscheinen, sind privat und also teuer (so ist das: Die Kapitalismusgewinner kaufen ihren Kindern dann eine “alternative” Schulbildung. Hurra).
    Ich habe auch keinen Tipp. Wegziehen. Nichthingehen. geht alles nicht sooo gut. Besser ist: Sich verbünden, hoffen auf mittelfristige Änderungen und den Kindern immer vermitteln, dass sie ok sind, wie sie sind, auch wenn Lehrer etc. das oft nicht so sehen.

  2. Eva sagt:

    Erstmal was kritisches: Ich finde es unfair, das deutsche Schulsystem rundheraus zu verurteilen/abzutun. Obwohl verbesserungswürdig, leistet es doch prinzipiell einiges Wichtige: Wir haben eine erträgliche Analphabetenquote, Kinder lernen miteinander klarzukommen und lernen Wissen und Fähigkeiten, mit denen sie später ihr Leben und ihren Beruf meistern können. Es gibt eine gewisse Vielfalt an Schulformen, von staatlich bis privat, sodass mensch nicht völlig ohnmächtig dem einen System ausgeliefert ist.
    Natürlich kann es vorkommen, dass die Schulen im Umfeld (oder vielleicht Schule insgesamt) für das Kind nicht das richtige sind, und so hört sich das bei dir an. Ich verstehe völlig deine Wut, in der Situation auch noch Platitüden im Sinne von “Da mussten wir alle durch” an den Kopf geworfen zu bekommen.
    Ich kann mir auch vorstellen, dass einer/m ab einem gewissen Level an Schulfrust alle Lust verloren geht, sich auf das System überhaupt einzulassen. Aber pragmatisch gesehen bringt euch das nicht weiter, dank Schulpflicht. Von daher scheint mir das Naheliegendste zu sein, herauszufinden, was für alternative Schulformen bei euch im Umkreis angeboten werden, die vielleicht besser auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen. Ich denke so an Waldorf oder Montessori, und es gibt ja noch viele andere Schulen mit offeneren Konzepten und anderen Angeboten als die durchschnittliche staatliche Schule. Wenn ihr denn eine Schule fändet, die passt, könntet ihr vielleicht im Vorhinein klären, welche Aspekte fürs Kind wichtig sind und damit gleich abchecken, ob die Schulleitung bzw. die Lehrer bereit sind, euren Vorstellungen entgegenzukommen. Und dann bleibt nur noch zu versuchen, der neuen Schule allen vorherigem Frust zum Trotz eine Chance zu geben.

  3. wortmutter sagt:

    Eva, all das, was Du nennst lernen Kinder auch ohne Schule.
    Und noch jede Menge mehr.
    Eher bin ich davon überzeugt dass das ureigene Potential welches Kinder mitbringen- Neugier, Lust auf Spiel( spielen ist lernen in Reinform), Kreativität etc. in der Schule (den allermeisten) in keinster Weise gefördert und eher unterdrückt wird.
    Ich bin nie ungern zur Schule gegangen. Ich wurde nicht gemobbt. Ich hab aber auch nie mehr gegeben als das Minimum. Habe erfahren dass es sich für mich um ein vielfaches schwieriger gestaltet (zumindest für den Moment) wenn ich offen Kritik äußere und ich kann sagen das eines ganz sicher nicht gefördert wurde- eigenständiges Denken, hinterfragen.
    Für mich liegt auf der Hand, dass Schule so wie sie im Regelfall läuft, auf genau das hinarbeitet was dann, später, fortgeführt wird.
    Aber das würde jetzt zu einer ausgewachsenen System- und Gesellschaftskritik führen.
    Konkrete Tipps- der Film Alphabet, die aktuelle Ausgabe der “sein”, einfach ein bisschen Internetrecherche über André Stern und seine Familie, Vorträge von Gerald Hüther bei Youtube, Stichworte wie unschooling, hackschooling googlen und so viel mehr.

  4. Jeanna sagt:

    Darf man in Deutschland nicht die Kinder zu Hause selbst unterrichten? Kenne diese Möglichket aus GUS.

  5. pitz sagt:

    Ich habe zwei Schulsysteme bis zum Erbrechen kennengelernt, das in der DDR und das in der BRD. Vor dem Hintergrund verblassen für mich einige von Marias Kritikpunkten (DDR war unvergleichlich schlimmer, nicht nur graduell). Gleichzeitig wundere ich, dass immer noch nichts in Richtung Gesamtschule bis zur 10. Klasse passiert ist und dass Sachen, die in der DDR gut eingerichtet waren, so ganz und gar vergessen wurden (polytechnischer Unterricht, Spracherwerb in Sonderklassen auf Leistungskursniveau ab der 3. Klasse, frühe Vermittlung von Fachtermini). Dass da nichts passiert, verleiht mir ein heftiges Ohnmachtsgefühl und einen grundlegenden Zweifel an der ganzen Geschichte.
    Bei meinen Kindern nehme ich mir die Freiheit, sie nicht nur zu erziehen, sondern auch zu bilden. Wissenserwerb ist für mich nicht nur an die Schule gebunden. Die Bindung, die ich zu meinen Kindern habe, ist unter anderem auch eine intellektuelle. Ich will mich mit ihnen austauschen, dazu brauchen wir eine gemeinsame Sprache, und bisher finden die Kinder das alles ganz spannend. Dabei hängt die Auswahl dessen, was ich ihnen erzähle, ganz und gar davon ab, was ich wichtig finde und beherrsche. Insofern bin ich auch wieder sehr froh, dass andere Leute meinen Kindern Dinge beibringen werden, die ich für komplett überflüssig halte, denn ich bin ja kein absoluter Bildungsmaßstab, genauso wenig wie Schule das ist.

  6. pitz sagt:

    Wichtig für meine Meinung war folgendes Buch: Miriam Carlebach, Jedes Kind ist mein einziges. Carlebach beschreibt ihre Kindheit in der Familie eines orthodoxen Rabbiners, der seine Kinder wie selbstverständlich auf einem hohen Niveau bildete. Gleichzeitig gingen die Kinder in die normale Regelschule. Zumindest der Mutter waren die Zensuren ziemlich gleichgültig (wenn ich mich richtig erinnere), denn der ganze soziale und geistige Kosmos war zu Hause angesiedelt, die Schule nur eine seltsame Nebensache. Mich hat diese Vorstellung geradezu befreit.

  7. wortmutter sagt:

    Jeanna, leider darf Mensch das in Deutschland per Gesetz nicht. In (so ziemlich oder tatsächlich?) jedem Nachbarland ist das möglich…

  8. Jeanna sagt:

    Hm… Schade und komisch…

  9. Kathi sagt:

    Liebe Maria, bei uns hats bis jetzt noch nicht gekracht. Unser Aeltester geht relativ gern in die Schule, erfaehrt dort Wertschaetzung und Motivation. Aber Schule ist Schule, das System, angefangen von der Unterbringung in Altersgruppen, ist das einer Kaserne. Da kann auch ich als Lehrerin nicht raus. Was uns aber sehr wichtig ist (im Umgang mit unserem Sohn und mit meinen SchuelerInnen): Schule ist hier, das Leben ist dort. Mach was fuer die Schule, tu der Lehrerin den Gefallen und zeichne schoen. Du sparst dir Aerger und erleichterst dir die Schulzeit. Aber die Note, die du bekommst, sagt soviel ueber dich aus wie die Farbe deiner huebschen Augen.
    Und ziehe Nutzen, wo es geht! Lerne, dass es Kinder gibt, die dich beim Paninibild-Tauschen uebers Ohr hauen wollen. Lerne, es auszuhalten, dass dein bester Freund heute lieber mit wem anderen spielt. Lerne, deinen Morgengrant nicht in die Schule zu tragen.
    Schule hat die Funktion, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Gesellschaftskritik ist da natuerlich nur in Ansaetzen moeglich. Es gibt halt kein richtiges Leben im falschen…
    Alles Liebe
    Kathi

  10. maria3ks sagt:

    Danke für euren Input so far, ich wünsche mir ja immer eine ausführliche Diskussion zu dem Thema und wundere mich, dass da so wenig kommt obwohl es ja doch eigentlich alle irgendwann mal betrifft….
    @Eva: ich stimme Wortmutter zu, möchte aber noch ergänzen, dass nur weil etwas woanders noch schlimmer ist, hier nicht gleich gut ist. Ich hätte noch viel weiter ausholen können: Lehrer_innenmangel, Kürzungen, Rassismus etc etc.
    Alternativen sind meistens private Schulen, die ich mir nicht leisten kann (siehe auch was catzenkind schreibt). Davon mal abgesehen habe ich inzwischen auch mit einigen Eltern gesprochen, die mit den Schulen genauso unzufrieden sind. Es liegt am System.
    @wortmutter: danke für die Tipps, schau ich mir mal an
    @pitz: ich kann mir das ehrlich gesagt nur schwer vorstellen, wenn mein Kind ca. 8 Stunden in der Schule verbringt ist das nicht nur eine Nebensache. Natürlich versuche ich zu Hause auszugleichen (allein schon weil ich einem Schwarzen Kind ein Gegenprogramm zu der weißen Welt, dem Rassismus, der Kolonialromantik usw bieten muss) und auch die Zensuren werden mir ziemlich egal sein, aber ich merke auch wie schwer es ist gegen die Norm, die gelehrt wird und den Schulhof anzukommen. Das klingt für mich auch wieder nach einem Konzept was nur funktioniert, wenn es ein Zwei-Eltern Haushalt ist und ein Teil davon (ab mittags) Zuhause ist.

  11. wortmutter sagt:

    Kathi, meine Gesellschaftskritik wäre hier in vollen Zügen möglich. Bei weitem nicht nur in Ansätzen. Die Funktion, die Schule bei ihrer Einführung mal hatte, ist veraltet.
    Für mich kommt definiv keine staatliche Schule, wenn überhaupt, in Frage.

  12. sabine42 sagt:

    Soweit ich weiß, richtet sich bei Waldorf die Höhe des Schulgeldes nach dem Einkommen der Eltern. Weil sie eben gerade nicht nur Kinder von reichen Leuten haben wollen. Mitunter gibt es auch Freiplätze in Privatschulen, die nichts kosten.

  13. pitz sagt:

    @Maria ich kann dazu nur sagen, dass ich keine andere idee habe und mich dazu entschieden habe, die zeit, die ich für irgendwelche aktivitäten nebenher habe, anderen dingen als elternbeiräten und lokalpolitik widme. insofern muss ich die situation erstmal akzeptieren und kann, muss, will mir dann einen plan machen.
    und ja, wir sind zwei elternteile, aber beide voll berufstätig. ich stell mich nachmittags nicht hin und sage: kinder, lauschet nun, was ich euch aus dem kaiserreich zu berichten habe, sondern ich versuche, alle ihre fragen gut zu beantworten und sie nicht abzubügeln. das sprengt öfters mal den rahmen des nachmittags und des abendbrots. dafür gehen meine kinder nicht nach dem hort noch in zig vereine oder sportclubs u.dgl., sondern haben sich explizit gewünscht, die zeit zu hause mit uns oder spielend im hof zu verbringen.
    was stellst du dir denn vor? was will dein kind? dein ärger klingt so generell, dass ich keine konkrete antwort darauf finde.

  14. Eva sagt:

    Kann mich pitz nur anschließen, dass es mir auf Deinen Beitrag hin schwer fällt, konkrete Ratschläge abzugeben, da Deine Wut so umfassend zu sein scheint.
    Mir ist auch immer noch nicht ganz klar, was am System es ist, das Dich stört. Ist es (1) die allgemeine Schulpflicht? Oder ist es (2) die Tatsache, dass die Schule von den dort vermittelten Einstellungen her mehr oder weniger ein Spiegel der Gesellschaft ist, mit deren Einstellungen Du nicht einverstanden bist? Oder wünschst Du Dir (3) mehr Lehrer_/Betreuer_innen pro Klasse, so dass auf jedes Kind individueller eingegangen werden kann?
    Zu (1): Die Schule ist einer der wenigen Orte, wo Leute in Deutschland über alle sozialen und kulturellen Klüfte hinweg gezwungen sind, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich finde, davon brauchen wir eher mehr als weniger (–> Gesamtschule), da doch eh eine unerfreuliche Neigung dazu herrscht, “unter sich” zu bleiben.
    Zu (2): Finde ich ein Stück weit auch, habe aber die Hoffnung, dass Elt da an/mit den Lehrer_innen arbeiten kann. Außerdem finde ich es (ein Stück weit) gut, dass mein Kind gezwungen ist, sich mit der Vielfalt an Meinungen auseinanderzusetzen, die es bei uns gibt. Z.B. ist meine Tochter bisher brav atheistisch wie ihre Eltern. Aber ich glaube es ist gut für sie zu sehen, dass wir u.U. auch nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen haben bzw. vielleicht nicht dem Mainstream entsprechen. Umgekehrt kann ich mir vorstellen, dass es für die Kinder extrem konservativer/fundamentalistischer Eltern den Horizont erweitern kann zu sehen, dass es in anderen Familien auch mal anders zugeht.
    Zu (3): Würde ich voll unterschreiben.
    Das alles soll nicht die Berechtigung Deiner Wut und Sorge in Frage stellen.

  15. wortmutter sagt:

    Ich wünsche mir das Recht auf Bildung im Gegensatz zur Schulpflicht. Dass es, so wie es gerade ist, das vermeintliche Zusammenkommen Vieler aus vielen verschiedenen Bereichen erzwingt finde ich furchtbar und nicht ersterebenswert.
    Nicht weil mein Wunsch ein Einheitsbrei ist sondern weil mein Wunsch für mein Kind und alle anderen Freiwilligkeit ist. Weil nur unter dieser Prämisse eigene, echte, langanhaltende “Lernerfolge” und gesunde Menschen hervorkommen können.

    • pitz sagt:

      @wortmutter das recht auf bildung ist im grundgesetz nicht explizit, dafür aber implizit enthalten. die frage ist doch, wie das umgesetzt wird. würdest du allen, die gerne homeschooling betreiben würden, zutrauen, dass das kind gut gebildet wird? ich nicht. ich kenne auch interessante homeschooling-geschichten, die ich recht reizvoll finde, das ist gar nicht mein punkt. im übrigen stellt dieses homeschooling-modell die frauenfrage noch einmal, es kann als instrument genutzt werden, klassische geschlechterrollen schön zu zementieren, wo in deutschland niemand mehr diskutiert, ob mütter ab der schulzeit ihrer kinder wenigstens halbtags an ihrer finanziellen unabhängigkeit basteln dürfen.
      warum findest du es furchtbar, wenn schule ganz verschiedene kinder zusammenbringt? das ist gerade für die kinder, die das ganze furchtbar machen, oft eine echte horizonterweiterung. es geht doch nicht nur darum die eigenen schäfchen ins trockene zu bringen, sondern auch um die kinder, denen es nicht gut geht. seitdem in dtl. die schulpflicht eingeführt wurde, hat sich das bild sehr gewandelt, keine frage, aber gerade dieser punkt (integration von schwächeren) ist in meinen augen immer noch ein echtes argument. und die freiwilligkeit leidet doch nicht unter diversität, sondern unter bescheuerten lehrer_innen – das ist zumindest meine meinung.
      (oder meinst du mit “echter freiwilligkeit” das, was an montessorischulen praktiziert wird? an der montessorischule in unserem viertel standen wir ein paar minuten lang in der warteliste auf platz 140 bei 12 freien plätzen, bis ich abgewunken habe. klar ist das mist und absolut unverständlich, warum es da nicht mehr gibt. die alternative wäre eigenengagement, damit ist es möglich, so eine schule aufzubauen. andererseits wird in der schule, in die mein kind geht, sehr vieles getan, um montessorielemente und andere fortschrittliche sachen aufzugreifen. soll ich die lehrerinnen, die sich da wirklich mit herzblut einen kopf machen, nicht anerkennen? es gibt so eine vielfalt an schulen und erfahrungen damit, kannst du die alle übern kamm scheren? ja, das ist der vereinzelte blick auf die sache. für den systematischen ansatz diskutieren wir hier aber an der falschen stelle – denn hier werden wir _nichts_ an den grundsätzen ändern. im übrigen ist das modell, das ich oben geschildert habe, auf so einer unschoolinghomepage als unschooling-praktik gelistet.)

      • Wortmutter sagt:

        Ich möchte garnicht darüber urteilen ob irgendwer, irgendetwas mit seinem Kind “gut” oder “schlecht” oder “ausreichend” macht. Dass Eltern (oder eben Institutionen) Kinder bilden müssen, ist nicht das was ich glaube.
        Schnell gehts in Gesprächen um Homeschooling/Unschooling etc. um “die schwarzen Schafe”, um diejenigen bei denen die Schule als Kontrollorgan fungieren soll, um vernachlässigte Kinder usw. ähnliche Argumente wie bei der Pflicht für die Vorsorgeuntersuchungen kommen da auf. Das ist dieser Generalverdacht. Mag ich nicht. Dem soll mein Kind nicht zum Opfer fallen. Und ich bin generell gegen das Regeln irgendwelcher Dinge durch Instituionen weil Einzelnen zu wenig zugetraut wird.
        Um die Frauenfrage, wie Du es hier nennst, geht es mir an dieser Stelle ganz einfach garnicht. Davon sprach ich nicht und tue es auch jetzt nicht weil ich dazu einfach garkeine dezidierte Aussage treffen kann.
        Warum glaubst Du, dass ich es furchtbar finde, dass Schule ganz verschiedene Kinder zusammenbringt?
        Ich schrieb dazu doch, dass es mir um Freiwilligkeit geht. Diese wünsche ich mir im Gegensatz zu dem von Eva geschriebenen Satz “Die Schule ist einer der wenigen Orte, wo Leute in Deutschland über alle sozialen und kulturellen Klüfte hinweg gezwungen sind, miteinander ins Gespräch zu kommen”.
        Und sicher Freiwilligkeit leidet nicht unter Diversität, ganz enorm aber unter Zwang 😉
        Etwas das auf Zwang basiert lehne ich ganz einfach ab und nur das meinte ich auch.
        Ich schere nicht alles, nicht jede Schule über einen Kamm. Ich sage nicht Du sollst Lehrerinnen die mit Herzblut dabei sind nicht anerkennen.
        Ich sage überhaupt garnichts darüber was für Dich und dein Kind gut und richtig ist.
        Und ich kenne nur die Schulen von innen die ich selbst besucht habe. Mitnichten kann ich mir also ein Gesamturteil über Schulen bilden. Und auch kann ich das nicht genauer über Montessori Schulen.
        Will ich auch garnicht.
        Ich glaube auch dass es gute Schulen gibt. Und glaube zeitgleich dass es die kaum gibt.
        Der springende Punkt für mich bliebt dass ich nicht eine einzelne Schule irgendwie finde, sondern das System Schule.
        Den Ansatz dass es diese als Institution bräuchte fürs lernen, mit all den Mitteln die “Schule” (mal ganz allgemein) dafür verwendet.
        Ich bin überzeugt davon, es gibt da für mich nicht den geringsten Zweifel, dass Menschen lernen wollen, dass sie produktiv sein wollen, sich entfalten und weiterentwickeln wollen, mit Neugierde nach “mehr” streben und sich in favorisierten Interessengebieten ein enormes Wissen aneignen könnnen in Eigenregie. Und ebenso ohne jeden Zweifel bin ich davon überzeugt dass dies nicht nur ohne Schule möglich ist sondern dass all dies durch Schule viel zu oft unterdrückt wird.
        Schule übersieht meiner Meinung nach einfach zu viele Punkte. Allein die Tatsache des Schulbeginns in Deutschland…es gibt da mittlerweile Studien zu dass der Schulbeginn für viele Kinder in der Pubertät absolut kontraproduktiv ist-und da gehts nicht um Faulheit. Es gibt Länder (England) die dies berücksichtigen und Erfolge haben.
        Die Tatsache dass jeder Mensch anders lernt- visuell, akustisch,… wird auch zu wenig beachtet. Dass Frontalunterricht Murks ist, ist doch hinlänglich bekannt. Dennoch ist das noch immer gängige Praxis.
        Also vielleicht klingt es platt, dennoch sagt es das im Kern einfach aus- ich bin gegen Schulpflicht und für das Recht auf Bildung.

  16. Rosalie sagt:

    Da ich gar nicht gern zur Schule ging und diese als freiheitsberaubend ansah, fürchte ich mich schon ein wenig, wie denn meine Kinder darauf reagieren werden.
    Meine Überlegung war durchaus, dass ich aus diesem Grund meine Arbeit aufgeben würde um die Kinder zu Hause zu unterrichten, sofern wir bis dahin in einem Land leben, das das ermöglicht.
    Bis es so weit ist, wird sich eine Lösung ergeben. Meine Schulzeit muss ja auch nicht das Problem meiner Kinder sein. Vielleicht kommen die viel besser mit den heutigen Schulen zurecht… Weiß ja keiner…
    Ich gehe trotzdem davon aus, dass meine Kinder einen guten Teil ihrer Bildung von mir vermittelt bekommen, egal welche Schule sie besuchen werden. Sollten sie also aufgrund ihrer Interessen die Zeit in der Schule hauptsächlich absitzen, so muss ich das eben kompensieren. Dafür bin ich ja auch da.

  17. pitz sagt:

    @wortmutter ok, ich habe dich wohl zum teil einfach missverstanden. ja, ich bin auch davon überzeugt, dass kinder lernen wollen, und klar, generalverdacht ist eine schwierige sache.
    “favorisierte interessensgebiete” ist so ein punkt. ich halte eine gute, breit fundierte allgemeinbildung für eine ganz famose sache und habe auch in der schule viele fantastische sachen gelernt, auf die ich von alleine keinen bock gehabt hätte. nicht durch zwang, sondern durch lehrerinnen, die diesen lerninhalt super fanden und ihre begeisterung auf buchstäblich die ganze klasse übertragen haben – und das ist nicht nur ein, zwei mal passiert. wenn ich das nicht erlebt hätte, hätte ich nicht den job machen können, den ich heute ganz ok finde. das, was mich damals am meisten interessiert hat, mag ich jetzt gar nicht mehr so gern.
    ich finde mich hier in dieser diskussion so ein bisschen in der rolle der schulverteidigerin wieder. irgendwie finde ich das strange, denn ich teile viele kritikpunkte. nur habe ich die generelle befürwortung damit gegeben, dass wir in dtl. wohnen, mein kind hier zur schule geht und ich mich nicht politisch engagiere – das wären die drei punkte, die mir noch so einfielen: wegziehen, kind einfach nicht zur schule schicken (da gabs mal so einen artikel im sz-magazin, glaube ich), in die politik gehen. dem kind im zweifelsfall den rücken stärken, ok – ich glaube, das sehen wir hier alle so.
    mehr weiß ich dazu nicht zu sagen.

  18. Eva sagt:

    Um nochmal kurz von den elterlichen Ideologien zum Wohlergehen der Kinder – und zu Marias Problemstellung – zurückzukommen: Maria, wenn ich Dich richtig verstanden habe, ist es für Dich keine Option, Deine Arbeitszeit zu reduzieren oder ganz zu arbeiten aufzuhören. Damit fällt Homeschooling für Dich flach. Die Frage ist also, wie Du damit umgehen kannst, dass Dein Kind in der (aktuellen) Schule nicht gut aufgehoben ist/scheint.
    Unabhängig davon, ob ein Schulwechsel für Dich noch sinnvoll ist, finde ich folgendes aus Kinderperspektive wichtig: Wenn ich mich in meine Situation als Schulkind zurückversetze, hat es einen großen Unterschied gemacht, wie denn meine Eltern zu meinen Konflikten in der Schule (ich rede hier v.a. von der Grundschule) standen. Einerseits fand ich in manchen Situationen, dass meine Eltern zu wenig “auf meiner Seite” standen und zu sehr die Position der Lehrer_innen eingenommen haben. Das scheinst Du ja erfreulicherweise anders zu handhaben als meine Eltern, das finde ich wichtig. Andererseits prägt die abwehrende oder zugewandte Einstellung der Eltern zur Schule sicher, wie gut oder schlecht ein Kind sich auf die Schule einlassen kann. Daher scheint es mir – unter der Annahme, dass Homeschooling für Dich nicht machbar ist – wichtig, dass Du nicht völlig Deine Offenheit gegenüber der Schule Deines Kindes verlierst. Ich stelle mir vor, ich versuche als Schülerin für mich selbst mit einer problematischen Schulsituation zurechtzukommen. Wenn meine Eltern mir dabei immer wieder sagen, dass man das ganze System Schule in die Tonne treten sollte o.ä., macht es mir meine Situation sicher nur noch schwerer, da ich nunmal hinmuss zu Schule.

  19. maria3ks sagt:

    hallo ihr lieben, entschuldigt mein schweigen es gab so viel zu tun.
    Ich möchte eigentlich, dem Kind zu Liebe, unseren konkreten Fall hier nicht so aufrollen. das macht es natürlich nicht ganz einfach für euch zu wissen worum es mir geht, aber ich habe durch die hier entstandenen Gespräche schon eine ganze Menge mitnehmen können und viel mehr als dieses Gespräch anstoßen wollte ich eigentlich auch gar nicht, um ehrlich zu sein.
    Letztendlich überschneiden sich hier ja mehrere Dinge: Einmal die Kritik am Schulsystem allgemein und die Frage nach Alternativen (die über Montessori & Waldorfschule hinausgehen) und dann ganz konkret Überlegungen wie eins das existierende System zumindest soweit hacken kann, dass die Kinder, wenn sie schon da durch müssen, nicht völlig untergehen (und damit meine ich wirklich innerhalb des Schulgebäudes, wenn eins so will, denn dass ICH zusätzlich noch jede Menge ausgleichen, ergänzen, bilden etc. muss ist für mich irgendwie selbstverständlich)
    Ich fürchte das ist immer noch sehr schwammig aber ich bekomme es gerade nicht besser ausformuliert…

  20. wortmutter sagt:

    @pitz:
    Ich finde eine fundierte Allgemeinbildung garnicht so wichtig. Bzw. nicht wichtiger als anderes. Als eben, meine vielfach erwähnte, Freiwilligkeit zum Beispiel. Es ist toll wenn Dinge durch ambintionierte Menschen vermittelt werden. Das kann aber eben auch außerhalb von Schule stattfinden. Und es sollte sogar ausßerhalb von Schule stattfinden wenn ein Kind dort leidet.
    Jetzt mögen viele direkt sagen “ja, klar. Logisch” aber wieviele Kinder müssen da denn tatsächlich einfach durch?
    Zuviele möchte ich behaupten.
    Ich hab einige Schuljahre hinter mir, hab einen Schein in der Tasche auf dem “Abitur” steht und ich bin nie ungern zur Schule gegangen. Habe dort nicht gelitten aber eine tolle Allgemeinbildung habe ich dennoch nicht. Nicht nach meinem Empfinden. Nicht aus der Schule mitgebracht.
    Und ja, ich sehe auch so dass Du (jeder) sein Einverständnis dadurch gibt das eigne Kind einschulen zu lassen und es in der Schule zu (be)lassen.
    Und ja, ansonsten müsste gehandelt werden.
    Für mich wär dahingehend aktives mitmischen in der Politik wohl auch nciht der Weg. Für uns steht eher im Raum das Land irgendwann zu verlassen….
    (Wobei das Kind davon spricht dass es gern zur Schule möchte)

    • berit sagt:

      Aber ist es nicht immer im Leben so, dass ich den Bildungsweg, den ich verfolgen möchte, irgendwann selber einschlagen muss? Eine gewisse Grundbildung halte ich da für sehr nützlich.

  21. […] hat sich vor 2 Wochen Vertrauensfrage(n) im Spannungsfeld von Schulsystem, Eltern, Kind(ern) und LehrerInnen gestellt. Hier folgt der Rat […]

  22. Fakten321 sagt:

    Ich bin in jedem fall für die möglichkeit für individuelle lösungen, obs unschooling, klassisches gymnasium etc. Ist. Je nach situation und bedürfnissen des kindes sollte das passenste lebensmodell ausgewählt werden können. In deutschland fühle ich mich als mutter durch den schulzwang unserer freiheit beraubt. Im moment habe ich ein kleinkind und bereite den umzug ins ausland vor. in ca 4 jahren kurz bevor die schulpflicht aktuell ist möchte ich nicht mehr in D. wohnen. Das finde ich sehr schade wegen der familie hier. Andererseits hasse ich es mich irgendeinem zwang beugen zu müssen und möchte mein kind davor schützen.
    Im moment scheint mir unschooling optimal. Ich will nicht das system schule zu hause imitieren wie es beim homeschooling gemacht wird. Andererseit möchte ich genug geld haben um leistungen dazuzukaufen. Falls das kind irgendwas lernen will was andere besser können als wir eltern oder die leute aus unserem großen bekanntenkreis oder falls ich denke, dass es eine gute idee ist wenn es in diesen oder jenen verein geht… Die konkrete finanzielle umsetzung ist bei uns leider noch offen. Ansonsten halte ich waldorfschulen noch für die sympatischte schulform. Aber was ist wenn wir keinen platz bekommen? Das risiko wäre mir eigentlich zu heikel.
    Eine alternative wäre sich im ausland anzumelden und hier gar nicht mehr angemeldet zu sein. Und hoffen dass es niemand merkt dass wir hier sind. Aber das wäre eher nichts für meine nerven. Und mein kind soll auch nicht lügen müssen.
    Wir eltern haben auch nichts mit religiösen spinnern oder so zu tun. Sind naturwissenschaftler und vielseitig interessiert. Und leben unheimlich minimalistisch und ackern uns ab damit dass mit dem auswandern klappt.
    Abgesehen von der schlechten machart finde ich diese begründung für unschooling ganz nachvollziehbar und motivierend um unseren weg zu gehen:
    https://m.youtube.com/watch?v=IBkpFztUfgU

  23. Fakten321 sagt:

    Ps: natürlich bin ich für eine maximal große bildung für alle. Denn mehr bildung = mehr freiheit.
    Ich denke nur, dass es im einzelfall durchaus bessere wege dafür gibt als ein beschulen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.