von Eva
Kennt Ihr das auch? Am Abend ist das aktuelle Lieblingskuscheltier des Kindes unauffindbar. Oder: Beim Einkaufen will das Kind unbedingt an der Käsetheke eine Scheibe Käse geschenkt bekommen, aber das geht nicht, da heute kein Käse gekauft wird. Oder: Der blaue Pulli mit dem Tintenfisch drauf ist für das Kind (dem seine Kleidung sonst egal ist) heute eine Zumutung, es muss der “Cars”-Pullover sein, der gerade in der Wäsche ist. Statt Schlafen gehen, Einkaufen, Anziehen ist ein Tobsuchtsanfall angesagt. Das Kind flippt aus, Tränen, Geschrei, Weltuntergang. Ich als Mutter nehme das mal mit Humor und Augenrollen hin, mal mit Trostversuchen, mal mit zunehmendem und hilflosem Ärger, wenn das Kind sich immer und immer noch nicht beruhigen will.
Deshalb ist “Finn tobt!” genau das richtige Buch für mich (und vielleicht auch für Euch?). Denn es eröffnet die Perspektive, dass Kleinkind-Wutanfälle Naturgewalten sind, denen wir wie Unwettern einfach standhalten sollten. Danach kommt irgendwann auch wieder Sonnenschein.
Das Buch folgt Finn und seinen Eltern durch ein solches Unwetter. Zu Beginn ziehen mit Finns schlechter Laune dunkle Wolken auf, dann kommt es zu Gewitter, zu Schneesturm und Überschwemmung, Erdbeben, Flutwelle und Wirbelsturm. Am Ende verzieht sich das schlechte Wetter wieder und ein freundlicher und liebenswerter Finn kommt zum Vorschein.
Die Geschichte hat eine klare Dramaturgie, die Illustrationen sind witzig und schön exaltiert. Vielleicht am besten gefallen mir die Gestik und Mimik von Finns Eltern, die verdattert bis verschreckt schauen. Das Buch ist eine Freude zu lesen, für Kinder und Eltern. Vielleicht kann es auch helfen, die starken Emotionen kleiner Kinder besser zu verstehen und gelassener hinzunehmen.
Finn tobt! Von David Elliott und Timothy Basil Ering, Klett Kinderbuch. Ein Buch für Kinder ab ca. 2 Jahren und ihre Eltern
(Bilder: Timothy Basil Ering/Klett Kinderbuch)