von BarB
Es ist wieder einmal Sonntag, einer der Sonntage, an denen das Kind gegen 7 Uhr wieder zuhause ist.
Alle 14 Tage,
seit 15 Jahren.
Früher habe ich sie abgeholt oder ihr Vater brachte sie zurück, mehr oder weniger gelassen waren diese Zusammentreffen, zu Beginn sogar Übergabe genannt,
mit den Jahren Routine.
Heute finden diese 3er Mutter-, Vater-, Kind-Zusammenkünfte kaum mehr statt.
Wie sich alles entwickelt, und nicht nur das Kind ist gewachsen. Ich frage mich kaum mehr, wie war ihr Wochenende mir ihm, was haben sie gemacht, gestritten sich vertragen?
Es ist ihre Beziehung, Tochter und Vater, es sollte ganz selbstverständlich sein, dabei habe ich nichts verloren,
es war aber nicht immer so.
Was steht mir zu, was nicht, wo bin ich als Mutter gefragt und wo genau ist es Zeit sich rauszuhalten? Das ist nicht einfach und schlicht zu beantworten,
für mich.
Ihr Vater war nicht immer mit sich im Reinen. Gut, wer von uns ist das schon, es war ein langer Weg für ihn, der ihn heute zu einer 7 jährigen Beziehung mit seinem Freund brachte.
Ich bin froh, dass er nun glücklich scheint oder ist. Das ist für uns alle nur gut, aber ich war ein Teil dieses Weges und auf diesem Weg entstand das Kind und ich wusste nicht, dass er in eine andere Richtung wollte.
Es war schwierig, als ich es erfuhr, schwierig die Vergangenheit einzuordnen.
(Bild: fairuz othman via commons.wikimedia.org)
Natürlich bin ich tolerant und habe viele schwule Freunde, aber genauso natürlich bin ich eine Frau, die sich fragte, wie konnte das passieren, wie konntest du 7 Jahre mit ihm kämpfen, dich zerhaken und er sich und er mit dir und wusstest nicht warum und wofür?
Das Kind war 5 als sie bei ihm war und ihn einen Mann in der Küche küssen sah.
Erst Stunden nach dem Abholen erzählte sie es mir und fragte, “Warum gibt es dann mich, wenn der Papa lieber Männer mag?” Da war alles klar und vieles nicht und ich wollte die richtigen Worte finden und war doch selbst sprachlos.
Es wäre besser gewesen wir hätten in Ruhe darüber gesprochen und dem Kind eine gemeinsame Geschichte erzählt, aber das Leben und die Menschen haben oft nicht das richtige Timing füreinander.
Seither ist es klar und Stück für Stück integrierte es sich.
In Volksschulzeiten stellte sie viele Fragen, wählte aus, welcher Freundin sie davon erzählte.
Der Freund Ihres Vaters ist ein sehr guter Freund für sie geworden und ich spüre große Sympathie, wenn sie von ihm spricht.
Sie ist ein sehr tolerantes Wesen, sie erwartet nichts Vorgegebenes, nicht Perfektes, auch nicht von sich selbst. Das bewundere ich oft und sie erstaunt mich in ihrer Gelassenheit. Ich hoffe, sie nimmt das mit, in die kommenden Jahren. Der erste Unglücklichverliebtseinkummer ist gerade überstanden.
Was mir nur immer wieder auffällt ist, dass sie zu Alles oder Nichts tendiert, für langwierige Beziehungsschwierigkeiten scheint sie wenig Verständnis zu haben.
“Warum trennen die sich nicht, als ob das beim zweiten Versuch anders werden könnte …”
Ihre Worte als sie mir von der Wiedervereinigung der Eltern einer Klassenkollegin erzählt und auch ihr Credo bei jedem Film, hop oder trop.
Ich bin gespannt wie sie es einmal leben wird, was sie sich erwartet, welche Beziehungsform, die ihre wird.
Von Anfang an aber war mir klar, sie wird ihren Weg gehen. In welche Stapfen sie dabei auch ab und an treten wird, ihr Blick um sie herum ist frei. Sie sieht sich nicht als Ursache und Wirkung von allem,
sie weiß,
dass jede/r
sich selbst treu sein muss,
dann kann alles beginnen.