von Cornelia
„Und? Dreht es sich schon auf den Bauch?“
„Und? Macht es schon die ersten Schritte?“
„Und? Spricht es schon fleißig?“
Sobald wir geboren sind, gibt es eine Norm, die auf uns wartet. Die darauf wartet, von uns erfüllt, ausgefüllt zu werden. Wir werden in ein Korsett gesteckt, das nur mühsam wieder aufgeschnürt werden kann. Manche bleiben ein Leben lang gefangen. Ganz los werden es vermutlich die wenigsten.
Wer ist das bessere Baby? Die Ärzt_innenschaft, die Ratgeber_innen-Horde, die Peergroup. Sie alle haben die Augenbrauen gehoben, den Stift gezückt, um vermeintliche Meilensteine zu markieren und bereit, die Folgefrage aus dem Ärmel zu schütteln.
„Wer ist das bessere Baby?“ lässt sich freilich vielfach als „Wer ist die bessere Mutter?“ lesen. Are you Mom enough und Konsorten lassen grüßen. Mommy Wars nennen es die einen dann triumphierend. Mütter-Kriege. Kriege? Mommy Wars lassen sich auf vielen Ebenen dekonstruieren. Und wer noch zwei Schritte zurück geht, dem_der erlaubt die wenig bekannte „Adultismus-Theorie“ möglicherweise weitere Aha-Erlebnisse.
Möglicherweise. Das ist ein Versuch, Dinge besser zu verstehen.
Adultismus ist die Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen durch Erwachsene. Dieses Machtungleichgewicht spüren, so meine Annahme, entsprechend auch jene, die an der Seite der jungen Menschen stehen – ihre Eltern, was wiederum vielfach heißt: ihre Mütter. Sie sind die, die sich anhand ihrer Kinder messen lassen müssen. Das passiert nicht immer so direkt, sondern über subtil eingetrichterte Erwartungshaltungen.
Ein Beispiel: Ich bin mit meiner Tochter im Zug unterwegs. Sie hat ihren Sitzplatz verlassen. Sie spielt mit der Handlehne eines Stuhls in einer anderen Reihe, indem sie diese immer wieder zurückdrückt und lautstark in die Ausgangsposition fallen lässt. Dreimal. Ich denke mir, noch zwei-, dreimal, dann hat sie das Interesse ohnehin verloren; wenn ich sie jetzt ermahne, dann ärgere ich sie nur unnötig. Das habe ich noch kaum zu Ende gedacht, ruft ein älterer Herr durch das Abteil: „Kann man das abstellen!?“ Man? Das? Er fordert mich also indirekt auf, meinem Kind etwas zu untersagen und diskriminiert dabei das Kind (das sich weitaus näher bei ihm befindet als ich und eine verbale Verständigung mit ihm, es ist zweieinhalb Jahre, problemlos funktioniert).
Unsere Welt ist für große Menschen gemacht. Sie ist für erwachsene Menschen gemacht. Kinder und Jugendliche werden darin als „unfertige“ Wesen wahrgenommen und auch als solche behandelt. Ihre Meinungen sind weniger wert, sie werden sehr oft nicht gehört. Und selbst in Kindereinrichtungen sind zwar die Möbel und Sanitäreinrichtungen für Kinder normiert, aber Stufen, Türgriffe und Lichtschalter nicht.
Die Antiadultismus- und Antirassismustrainerin ManuEla Ritz* schreibt über Adultismus, dass es sich dabei um eine gesellschaftliche Macht- und Diskriminierungsstruktur handelt, die durch Traditionen, Gesetze und sozialen Institutionen untermauert werde. Adultismus sei die einzige Diskriminierungserfahrung, die alle Menschen teilen würden. Kinder erleben und lernen, wie Macht, Machtmissbrauch und Machtspiele funktionieren. Sie würden – so Ritz’ Schlussfolgerung – darauf konditioniert, dass es „normal“ sei, dass es ein „oben“ und ein „unten“ gibt: „Diese Konditionierung mag Ausschlag gebend dafür sein, dass wir auch andere Diskriminierungsformen wie Rassismus, Ageismus, Heterosexismus, Ableismus als ‚normal’ hinnehmen und daher nicht erkennen, manifestieren oder im wehrhaften Umgang mit derartigen Folgediskriminierungen immer wieder kläglich scheitern.“
Wann ist Verhalten adultistisch? Diese Frage kann laut Ritz jede_r einfach für sich selbst klären: „Würde ich mit Erwachsenen genauso reden, sie genauso behandeln?“
Ich würde vorsichtig meinen, dass an dieser Stelle das Konzept etwas schwammig wird, da auch zwischen Erwachsenen Diskriminierungsformen herrschen, die sich in unterschiedlichem Verhalten zueinander manifestieren; d.h. also auch in der Rede zwischen Erwachsenen schwingen häufig *ismen mit – wenn mich etwa der Mann am Straßenrand sexuell belästigt und zum Objekt macht.
Christiane Hutson* zeigt an einem Beispiel anschaulich, wie Adultismus, Ableismus und Rassismus ineinander greifen: „Vor einiger Zeit war ich mit dem Zug auf dem Weg nach Hause. Auf dem Weg zu meinem Sitzplatz traf ich ein ungefähr dreijähriges weißes, gesundes Mädchen, von dem ich wusste, dass es im selben Abteil saß wie ich. Nachdem wir gemeinsam ‚unser’ Abteil betraten und schließlich die weiße gesunde Mutter des Mädchens erreicht hatten, fragte das Kind sie: ‚Was hat die Frau?’ Weder die Mutter, noch ich antworteten. Ich ging weiter zu meinem Platz, während das Kind mir folgte und weiter die Frage stellte: ‚Was hat die Frau?’. Noch immer bekam es keine Antwort. Also stellte es seine Frage – vor meinem Sitzplatz stehend – lauter und drängender, ohne ein Antwort zu bekommen. Die allgemeine Anspannung im Abteil wurde immer spürbarer und gipfelte darin, dass die Mutter ihre Tochter von meinem Platz weg zog, wogegen das Mädchen laut zu protestieren und zu weinen anfing. Nach ein paar Minuten hatte sich die Anspannung gelegt und das Mädchen wieder beruhigt. Ich hörte wie die Mutter der Tochter zuflüsterte: ‚Die Frau ist krank.’ – und schweige weiterhin.“
Darüber hinaus habe ich eine weitere wesentliche Einschränkung bei accalmie gefunden: „children of color have a long history of explicitly ‚not’ being treated like children (read: white children) at all“. Sie kritisiert die Über-Vereinfachung der Anti-Adultismus-Theorie und die Gleichsetzung aller Eltern und Erziehungsstile.
Diese Hinweise im Hinterkopf ebenso wie Ritz’ eigene Anmerkungen, dass es natürlich auch Situationen gibt, in denen Erwachsene zum absolut notwendigen Schutz eines Kindes möglicherweise übergriffig handeln müssen, kann diese Frage aber dennoch als eigene Test-Frage verwendet werden.
Diskriminierend sind entsprechend auch vermeintliche Kleinigkeiten wie dem Kind ungefragt mit dem Taschentuch die Nase putzen, es beim Jacke-Anziehen festhalten, es ungefragt von einem Ort zum anderen heben und dergleichen.
Abgesehen von der zwischenmenschlichen, individuellen Ebene spielt sich Adultismus natürlich auch auf einer institutionellen und einer kulturellen/gesellschaftlichen Ebene ab. Es sind genau diese beiden darüber stehenden Ebenen, die Eltern bis zu einem gewissen Maß mitbetreffen – indem zum Beispiel nicht nur erwartet wird, dass Kinder und Jugendliche bestimmte Normen erfüllen, sondern indem von den Eltern ebenso erwartet wird, dass sie Erfüllungsgehilfen sind.
ManuEla Ritz: „ Für die Prägung einer Gesellschaft ist es allerdings entscheidend, wie Institutionen mit der Diskriminierung umgehen. Adultismus wird nicht nur durch Jahrhunderte alte Denk- und Haltungstraditionen weitergegeben, sondern auch − und insbesondere − durch Institutionen und Gesetze untermauert und legitimiert.“
Das Dilemma, das sich aus feministischer Sicht stellt, ist, dass Adultismus zwar einerseits als Erklärungskonzept für gesellschaftliche Mechanismen dienen kann, die zeigen, welchem Druck Eltern – und da wie bereits gesagt vor allem Mütter – ausgesetzt sind und weshalb dieser in scheinbar rivalisierenden Konzepten münden (Stichwort: Mommy Wars) kann. Andererseits läuft eine solche Sichtweise auch Gefahr, viele subtiler liegende Zusammenhänge, Strukturen und Abhängigkeiten auszublenden und Mütter damit erst recht oder zusätzlich zu diskriminieren bzw. zu verurteilen (sprich: wenn eine Mutter ein Kind gegen seinen Willen schnappt und mit ihm zur Straßenbahn läuft, schaut Adultismus auf die in diesem Moment passierende Diskriminierung des Kindes – und übersieht oder unterschätzt das “Warum die Frau so handelt” bzw. “Warum sie möglicherweise so handeln muss”).
Aus diesem Grund möchte ich darüber hinaus explizit darauf hinweisen, dass ich nicht glaube, dass es automatisch adultistisch ist, als erwachsener Mensch auf eigene Bedürfnisse zu achten. Wenn ich etwa mein Kind abends schlafen lege und es einfordert, auf meiner Brust in meinem Bett zu schlafen, dann gibt es eine Möglichkeit, ihm verständlich zu machen, dass ich das nicht will (weil ich etwa abends Zeit für mich alleine brauche) – ohne es dabei zu diskriminieren. Insofern kann das Bewusstsein um Adultismus möglicherweise auch eine Auswegstrategie für Mütter sein, sich von Erwartungshaltungen rund um das Konzept der „guten Mutter“ zu befreien.
Ritz plädiert für eine „Critical Adulthood“ und das Agieren als Verbündete von Kindern. Wer die eigene Sicht auf Dinge nicht als die bessere wahrnimmt, erkennt zum Beispiel, dass der „Trotz“ im „Trotzalter“ oft nichts mit der tatsächlichen Empfindung des Kindes zu tun hat. Einem tobenden zweijährigen Kind zu begegnen ist eine Herausforderung. Sich gegenseitig und die gegenseitigen Gefühle ernst nehmen, heißt zu akzeptieren, dass gewisse Situationen für ein Kind frustrierend oder ärgerlich sind, auch wenn sie für Erwachsene unproblematisch erscheinen. Zu erkennen oder zu fragen „Ah, du ärgerst dich jetzt?“ ist in jedem Fall wertschätzender, als verzweifelt „Was hast du denn schon wieder?“ oder „Dass du dich immer so aufführen musst!“ zu rufen. Damit möchte ich keinesfalls Eltern verurteilen, die das tun. Keine_r hat immer alle Geduld der Welt und manche haben aus unterschiedlichen Gründen sehr wenig Geduld oder können sich diese Geduld nicht leisten (s.o.). Es hilft allerdings als eigene Handlungsstrategie ein bisschen, Situationen nicht zwanghaft immer nur aus Erwachsenensicht zu sehen.
Wer sich ernsthaft mit Adultismus auseinandersetzt, muss sich auch ernsthaft mit Kindern auseinandersetzen. „Kinder und Jugendliche als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft wahrzunehmen heißt auch, ihnen Plattformen einzurichten, ihnen wirklich zuzuhören, ohne sie vorzuführen und ohne sich mit Labeln wie ‚ach wie süß, nein wie niedlich’ über sie lustig zu machen“, sagt ManuEla Ritz. Sie selbst baut ihre Aussagen und Schlussfolgerungen auf Interviews mit Kindern auf.
Aus Kindersicht (5-13 Jahre) ist Adultismus demnach: „Schlagen und kneifen“, „zu etwas zwingen, was man nicht will“, „bestrafen mit Hausarrest“, „schimpfen, auch wenn man gar nicht schuld ist“, „Gefühle mit bösen Worten verletzen“, „sagen: ‚So blöd kann man nicht sein’ oder überhaupt einen blöden Ton benutzen“, „Ich finde es blöd, wenn Kinder etwas wollen und Erwachsene das nicht erlauben, ohne zu wissen warum.“, „Es wäre schön, wenn sie [die Erwachsenen] mich wie sich selbst behandeln.“, „Erwachsene haben Macht und Kontrolle, Kinder werden benachteiligt und ungerecht behandelt.“
Es geht bei Anti-Adultismus nicht um ein regelloses Zusammenleben zwischen Kindern und Erwachsenen oder um antiautoritäre Erziehung. Es geht vielmehr darum, Normen in diesem Zusammenleben zu hinterfragen und um den Versuch, Regeln für Kinder nachvollziehbar zu gestalten und sie ihnen auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Fotos (c) privat
* ZUM NACH- und WEITERLESEN
- Christiane Hutson: “Verletzbarkeit trostlos schweigen” – In: http://www.glow-boell.de/media/de/txt_rubrik_2/29.LL_Papier_Hutson_17102008.pdf
- ManuEla Ritz: “Kindsein ist kein Kinderspiel”. – In: Wagner, Petra (Hg./2008): „Handbuch Kinderwelten. Vielfalt als Chance – Grundlagen einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung.“ Freiburg: Verlag Herder.
- Carolin Wolschke und Josefine Behrendt: “Adultismus – Wahrnehmungen und Erfahrungen von Kindern im Alter von 4 – 6 Jahren aus zwei ausgewählten Potsdamer Kindertagesstätten”. Bachelorarbeit. In: http://www.social-justice.eu/texte/BA%20Adultismus%20-%20Carolin%20Wolschke%20und%20Josefine%20Behrendt.pdf
- unerzogen Magazin 3/13: “Ganz offiziell bevormundet” (Interview mit ManuEla Ritz)
- Sandra Richter: “Adultismus: die erste erlebte Diskriminierungsform? Theoretische Grundlagen und Praxisrelevanz” http://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/website/KiTaFT_richter_2013.pdf (ab Seite 10: Möglichkeiten der Vermeidung adultistischer Verhaltensweisen)
- KinderStärken (WiKi Adultismus)
Reblogged this on As live scribes and commented:
Wann fangen wir Erwachsenen endlich wieder an, Kindern ihre Kindheit zu lassen und endlich zu kapieren, dass dies eine eigene Welt ist?
Toller Artike, vielen Dank!
Mir fehlen tatsächlich ein wenig die Zusammenhänge. Und mich ärgert das label, das Adultismus produziert.
Wie geht bitte eine gesunde Eltern-Kind-Bindung ohne Grenzen?
Wir sind nicht gleichberechtigt. Das wäre für Kinder viel zu viel!
Es macht definitiv Sinn, Kinder in ihren Wegen und ihrem Wollen zu unterstützen, soweit es möglich ist. Aber die individuelle Begrenztheit dieser Möglichkeiten negativ zu labeln finde ich anmaßend und gefährlich.
Meine Gegenmeinung, fast noch druckfrisch und ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit dafür mit Herzblut:
http://bit.ly/Ns43D2
Ich bin nicht gut im Diskutieren, aber vielleicht lern ich das ja noch. 😉
liebe minulinu, danke für deine meinung zu meinem text. ich trage das alles schon recht lange mit mir herum, weil adultismus auch für mich als konzept zum teil recht widersprüchlich zum leben und meiner feministischen haltung ist. aber es hat mich nicht losgelassen und ich habe es, weil du in deinem beitrag pikler erwähnst, fast als logische fortsetzung zu deren umgang mit kindern interpretiert. ich glaube nicht, dass es um “keine grenzen” geht, ganz im gegenteil. es gibt ohnehin tausend grenzen, die wir kindern setzen müssen, um sie zu schützen – aber es geht vielleicht darum zu überlegen, welche grenzen notwendig sind und welche sich unnötig eingebürgert haben… und es hört ja nicht bei kleinkindern bzw. auf der persönlichen ebene auf (staatliche förderungsprogramme – bzw. deren umsetzung – für jugendliche am übergang zwischen schule und beruf und deren massive missachtung von persönlichkeitsrechten waren übrigens mein persönlicher anlassfall, mich schließlich doch genauer mit adultismus auseinanderzusetzen).
von verurteilungen habe ich bislang übrigens in keinem text über adultismus gelesen und ich hatte gehofft, in meinem deutlich zu machen, dass es eben nicht um verurteilungen geht. schon gar nicht um die von müttern – auch wenn mir bewusst ist, dass das auch in eine andere richtung los gehen kann. kann. aber das missversteht das konzept vielleicht? oder missverstehe ich es? ich finde jedenfalls, es geht nicht darum, dass das kind sagen dürfen soll, was wie wann und warum etwas im alltag passiert. und schon gar nicht geht es darum, mit dem kind beim kauf eines autos über die investition zu streiten, weil die farbe blöd ist – verzeih, ich mag nicht zynisch sein, aber das war eben dein beispiel – es geht darum, nicht zum kind zu sagen “schsch, du kennst dich nicht aus. wir zahlen, wir entscheiden.”, sondern darum “ok, ich sehe, dass du lieber diese farbe hättest, aber in dieser farbe ist das auto zu teuer.” das verstehe ich unter gleichberechtigt und es ist egal, wie so ein verhalten gelabelt wird, es ist schön, wenn ein kind so behandelt wird. und wenn es in einem scheiß, stressigen, furchtbaren, mühsamen, elendigen alltag auch nur in einem prozent der fälle gelingt, ist das auch etwas wert. und darum finde ich ist auch das konzept adultismus es wert, sich damit auseinanderzusetzen. liebe grüße (auch mit herzblut)
Ich verstehe den Ansatz, Kinder und Jugendliche zu beteiligen. Mit Jugendlichen kann ich mit diesem Ansatz leben und arbeiten und habe das Gefühl, damit sowohl auf Beziehungsebene als auch im Bereich der Unterstützung ihrer Entwicklung etwas sehr Sinnvolles zu tun.
Auch mit meinen Kindern bemühe ich mich um Teilhabe an dem, was ich tue. Wie sonst können sie verstehen, worum es denn geht?
Das Missverständnis liegt also nicht dort.
Es liegt mehr in der verführerischen Bewertung durch Betrachtung. Wer schaut denn schon so ohne weiteres hinter die Fassade? Klar sieht es schlimm aus, wenn ich mein Kind im Supermarkt anherrsche, weil ich und das Kind gestresst sind. Meine draußen folgende Entschuldigung, sieht dann niemand mehr, aber das Label sitzt: Die hat sich und das Kind nicht im Griff.
Wofür?
Was ist mit den Beweggründen hinter diesem Phänomen Adultismus? Warum kommt es dazu? In welchen Situationen tritt er auf?
Nach meiner Meinung sind die Ursachen und Auslöser für adultisitisches Verhalten extrem vielfältig. Die Motivation, dieses Verhalten zu benutzen, um damit eine umgehende Situationsänderung autoritär herbeizuführen, geht sicher nicht auf Geringschätzung, Entwertung oder Ablehnung zurück, selbst wenn die Handlung nach außen so aussehen mag.
Gewisse Bestandteile dieses Verhaltens sind mit Sicherheit in unseren Generationsunterschieden begründet. Viele sind sicher auch heute noch Nachwirkungen des zweiten Weltkrieges, der viele Familien in ihren Kommunikationsstrategien geprägt hat.
Nur verändern sich derartige Strategien nicht durch eine alles andere als wertfreie Beschriftung. Ganz davon zu schweigen, dass ich mich frage, wozu sollen wir das denn beschriften?
Eltern und Gesellschaft haben die Verantwortung für Kinder, bis diese volljährig sind. Diese Verantwortung drückt sich individuell aus und produziert unterschiedlichste Bilder. Ich finde es einfach absolut nicht sinnvoll, ein Label in die Runde zu schmeißen, dass mehr Abgrenzung und Entwertung ermöglicht als das es dazu beiträgt, wertfrei zu beschreiben und stehen zu lassen. Es gibt genügend Begriffe, Situationen, in denen adultistisch gehandelt wird, zu beschreiben. Warum ein neues? Für wen?
Was an dieser Festschreibung ist so gut, dass wir sie für die aktuellen oder zukünftigen Diskurse brauchen?
…ich freu mich, wenn es darauf eine Antwort gibt. Und ich bin auch sehr gespannt darauf.
Minusch
Ich finde das auch schwierig. weil: Das Kind will selten Zähne putzen oder Haare kämmen oder nach links und rechts schauen, wenn es über die Strasse geht. Und das mahne ich an und setze ich durch. Genauso wie ich durchsetze, dass wir nicht mit anderen Kindern rumhängen, wenn das Kind den anderen Kindern wehtut. Und das bedeutet nicht, dass ich das Kind nicht als Mensch akzeptiere oder meine Machtstellung ihm gegenüber ausnutze, sondern das ist Teil vom Elternsein. Jemandem zeigen, wie das so ist im Leben. Das Kind ist viel dabei und darf, glaube ich, alles, was es alleine tun kann, alleine tun. Aber die Dinge, die ich für wichtig halte für seine eigene Gesundheit und auch für die Gesundheit (geistige und körperliche) der Menschen um ihn herum, die will ich ihm vermitteln und auf denen bestehe ich. meistens,,,
liebe catherine, zähne putzen würde für mich in die kategorie “muss, zum schutz fürs kind” fallen, ebenso das links-rechts-schauen beim straße-überqueren. haare kämmen, habe ich für mich beschlossen, gehört nur ab und an dazu (bevor der kopf zu unentwirrbar wird). ich glaube, das wort diskriminierung kann eltern schon weh tun. mir hat es weh getan. aber so wie ich das konzept interpretiere – und ich bin keine (anti)adultismus-advokatin – hat es vor allem potenzial, das zusammenleben mit kind zu verbessern. nämlich gerade weil es mir erlaubt, grenzen zu setzen, ohne mich schlecht zu fühlen (indem ich diese grenzen nämlich respektvoll setze und kommuniziere). und: ich bin keine schlechte mutter, weil mein kind ungekämmt und im pyjama-oberteil in den kindergarten geht: es ist voll ok, das kind nicht zum kämmen zu zwingen, ist ja sein haar und nur irgendein teil der gesellschaft findet, dass kinder andauernd gekämmt sein müssen (nur ab und an muss es das wohl tatsächlich). und der pyjama .. nunja, wäre halt ein kampf geworden – aber warum uns beiden diesen antun? weil sonst jemand befindet, ich sei eine schlampige mutter? (beim vater fänden es dieselben möglicherweise süß!?) … und genau da wirds für mich feministisch greifbar. wenn alle akzeptieren würden, dass kinder entscheidungen über ihre haare treffen können, dann würde da keine verbindung zum eltern-(un)-verhalten geknüpft. ach … es bleibt haarig (aber durchdenkenswert, wie ich finde). kurzum: allem was du sagt, stimme ich voll zu, und ich glaube nicht, dass sich das mit anti-adultismus widerspricht. danke für deinen kommentar, gute nacht!
[…] zwiespältig stehe ich dem Konzept des “Adultismus” gegenüber, hier erläutert bei umstandslos. Ich finde den Ansatz in der Theorie wirklich nicht schlecht, aber in der Praxis ist das für mich […]
Vielen Dank für die Veröffentlichung dieses Konzepts. Ich denke, das setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort, zB wenn der Chef den Lehrling für eine Idee belächelt, schlicht weil die Person jünger ist.
Haare kaemmen wir hier auch nur bei Verfiltzungsgefahr. Wiedermal sind wir uns glaub ich recht einig: Kinder gehoeren ernstgenommen. auch mit ihren Grenzen. Aber braucht es dafuer ein Label?Mit zunehmendem Alter sehe ich das Problem aber voll. Junge Menschen werden oeft belaechelt und gegaengelt und ihre Entscheidungen werden qua “zu jung” angefeindet. Da verstehe ich vielleicht auch das Etikett.
Spannendes Thema! Hier noch ein paar Überlegungen von mir dazu.
Das Thema in Form von Adultismus zu packen, fand ich ehrlich gesagt erst mal abschreckend – hat sofort meinen “noch ein Kindererziehungs-Großprogramm, dem ich nicht gerecht werden kann”-Reflex geweckt. Aber es steckt mehr dahinter.
Ich habe mich gefragt, ob frau/man einen gerechten/respektvollen Umgang mit Kindern nicht auch anders begrifflich fassen kann. Ein thematischer Strang lässt sich vielleicht ganz gut dadurch erfassen, dass (kleine) Kinder noch nicht autonome und gleichzeitig denkende und fühlende Wesen sind und entsprechend behandelt werden sollten: Frau/man sollte ihnen nicht grundlos Schmerzen zufügen, sollte aber auch ihre Zukunft als selbstbestimmte Erwachsene im Auge behalten. In Hinblick auf seine Zukunft ist es angemessen, dem Kind die Zähne zu putzen, seinen Fernsehkonsum zu regulieren, etc., selbst wenn ihm das gerade jetzt Unlust verschafft. Das geht auch mit besonderen Fürsorgepflichten gegenüber Kindern einher: Wenn mein (kleines) Kind meine Aufmerksamkeit braucht, bin ich in der Pflicht, mich um es zu kümmern – einer/m Erwachsenen kann ich es zumuten, sich selbst zu beschäftigen oder zu warten, bis ich Zeit habe.
Aber damit ist noch nicht abgedeckt, was in den Kinder-Zitaten am Ende deines Textes schön (oder unschön) herauskam: Dass wir als Eltern/Erwachsene mit Kindern schimpfen, sie bestrafen, über sie bestimmen. Ein Stück weit ist das unvermeidlich, aus oben genannten Gründen. Ein Stück weit ist das ok, weil wir als Eltern/Erwachsene auch unsere eigenen Wünschen berücksichtigen dürfen, wenn die mit den Kinder-Wünschen im Konflikt liegen. Aber es bleibt ein Restbereich, in dem wir vielleicht zu schnell mit dem Schimpfen/Bestrafen/Bestimmen bei der Hand sind, einfach nur, weil das Kind unserer Macht unterworfen ist, sich nicht auf Augenhöhe gegen unsere Maßnahmen wehren kann. Und da, scheint mir, ist es wirklich angemessen, von einer Form der Diskriminierung zu sprechen – und den Umgang mit den eigenen Kindern kritisch zu hinterfragen.
Jugendliche treten nunmal nicht als geschlossene Gruppe auf, weil sie in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und mit unterschiedlichen Schwerpunkten ihre eigene Entwicklung zum Abschluss bringen. Wir können weder alle über einen Kamm scheren und sagen “die können nix, also dürfense nix” noch wäre es fair, allen Engagement für sich und/oder andere zuzusprechen. Es gibt 16jährige, die stemmen ohne große Problem die Organisation eines Zeltlagers für 100 Kinder. Es gibt 16jährige, die schaffen es nicht, ihr Zeugnis für die Bewerbung ohne Flecken nach Hause zu bringen. Deswegen ist Förderung in diesem Bereich sehr komplex und die Ruhe, die diesen Jugendlichen rechtlich noch zugesichert wird, darf auch als Schutz gesehen werden.
Ich finde Menschen im Alter von 14 bis 20 leisten enormes für ihr eigenes und einige sogar für anderer Leute Leben. Wir dürfen (!) das nur nicht von allen erwarten und können (!) ihnen deswegen mehr als eine Entscheidungshilfe sein, bis sie die große Freiheit einfordern und beginnen können.
Das hier sollte nur meine Reaktion auf die letzten beiden Sätze vom catzenkind sein.
(off topic: ende)
Eben: vielschichtig sein. genau wie meine erste reaktion auf den adultismus abwehrend waren (und jetzt hab ich drueber geschlafen, connie hat dazu erzaehlt usw), ist die erste Reaktion darauf, was junge Menschen nachen (wollen) oft abwertend, gerade von Institutionen (ich hab das in der Schule bei Freundinnen und auch selbst erlebt) und nicht vielschichtig sondern pauschal entmutigend oder abwertend. ohne, dass man das Individuum betrachtet. Und ich denke, es gilt fuer alleAltersstufen, dass Entwicklung nicht bei allen gleich verlaeuft und man sich das Einzelne betrachten muss…
danke eva, du hast meine gedanken zusammenfinden lassen – ich glaube eben auch, dass da oft mehr dahinter steckt, wenn erwachsene kinder bevormunden. und ich glaube auch, dass das mit macht zu tun hat. und genau dadurch, dass dieses “etwas” gelabelt wird und dadurch dass gezeigt werden kann, dass es auf mehreren ebenen (von der persönlichen möglicherweise über eine kulturelle bis hin zur institutionalisierten) stattfindet, hilft zu verstehen, dass wir das auch losgekoppelt von unseren eigenen verhaltensweisen betrachten können und dass es hinterfragt werden kann/soll/muss. und darum hilft es mir das thema kinder/jugendliche-erwachsene eben auch einmal aus der “*ismus”-perspektive zu betrachten. das zeigt auf, dass es sich um etwas strukturelles handelt – also etwas, dass weit über die beziehung zweier menschen hinaus geht. adultismus wird von so vielem um uns herum unterstützt und damit legitimiert und aufrecht erhalten.
insofern @minulinu ist genau dieses etikett oder label “adultismus” hilfreich, um eben nicht, das elternteil, das die beherrschung gegenüber dem kind beim einkaufen verliert und es wütend anschreit oder nach ihm schnappt, zu verurteilen. nicht umsonst ändert der ort auch unser verhalten zueinander (supermarkt, wohnzimmer) – denn “draußen” bin ich eben auch (mit meinem kind gewissermaßen) dem adultismus der gesellschaft ausgesetzt, die mich sozusagen zum handeln auffordert (“bringen sie ihr kind unter kontrolle!”), was wiederum den druck erhöht und die situation eskalieren lassen kann. ist das kind schuld daran, dass es an der kassa quengelt? oder die eltern, die es nicht “anständig erzogen” haben? oder ist es nicht so, dass die geschäftsbetreiber_innen schuld haben, weil sie die süßigkeiten aus eigeninteressen so platzieren?
@catherine ich glaube, dass es uns leichter fällt, adultismus gegenüber jugendlichen nachzuvollziehen, weil wir uns an diese zeit unseres lebens vermutlich leichter erinnern können. und an die ungerechtigkeit und den schmerz, den bestimmtes verhalten uns gegenüber ausgelöst haben mag. eine theorie/spekulation im adultismus besagt übrigens, dass die adultistischen verletzungen in der kindheit so massiv und schwerwiegend sind, dass wir alle diese zeit verdrängen (müssen), und genau darum so wenig erinnerung daran haben.
… ich habe übrigens oben noch einen lesetipp hinzugefügt (sandra richter) mit tipps zur vermeidung adultistischer verhaltensweisen
Noch mehr Senf: ich glaube zuerst klingt adultismus anprangern wie elternbashing und dagegen verteidigt man sich. Und dann abstrahiert man und sieht, dass es wirklich strukturell ist. Wasser auf deine muehlen connie
Ich hab nach wie vor Probleme mit der Sinnhaftigkeit dieses Etiketts. Ich verstehe das Ideal dahinter. Keine Frage. Ich verstehe aber nicht, wozu ich ein Etikett auf völlig unterschiedlich motivierte und nur nach außen hin vergleichbare Handlungsweisen kleben muss und wie das davon Betroffenen (?) helfen soll?
Ich sehe keinen institutionalisierten Machtmissbrauch gegenüber Jugendlichen. Wenn Macht gegenüber Jugendlichen missbraucht wird, dann situativ und eben nicht strukturell. Sicher gibt es viele, die selbst in der Kindheit diese Erfahrungen machen mussten, aber damals waren die Erziehenden (sowohl Familie als auch Pädagogen, Verwaltungsfachangestellte etc.) auch noch die erste Generation nach dem zweiten Weltkrieg mit autoritärer Prägung nach preussischer Manier.
Die eigenen Erfahrungen reichen nicht aus, um institutionalisierten Machtmissbrauch gegenüber Jugendlichen zu belegen.
Die derzeitige erziehende Generation ist sowieso von den Erziehungsspektren ihrer Eltern/Erzieher eine Ecke weit entfernt, hat davon viel verarbeitet und ganz andere aktuelle Informationsquellen, Bildungsmöglichkeiten und Interessen. Wir WISSEN, dass weder ausschließlich autoritäre Erziehung noch deren Gegenteil die Antwort auf die Frage nach der besten Erziehung unserer Kinder beinhaltet. Bei unseren Eltern war das eine mehr oder weniger intuitive Einschätzung mit individueller Färbung je nach eigener Sozialisation.
Ich habe sowohl mit “privilegierten” Jugendlichen (wohlhabende Eltern, erfolgreich in der gymnasialen Oberstufe) als auch mit Jugendlichen aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel (ohne irgendeinen Schulabschluss, mit kognitiven Einschränkungen) gearbeitet und kann mit bestem Gewissen sagen: das, was die Jugendlichen erfahren ist keine adultistische Beschneidung ihres Lebens mit traumatischem Charakter. Das geht einfach zu weit. Das schert Handlungen, Situationen und Menschen über einen Kamm, in dem alle hängenbleiben müssen, ohne dass es eine besondere Aussagekraft hätte.
Ja gehen wir denn wirklich davon aus, dass es eine Mehrheit an Menschen gibt, die Spaß daran hat oder es für notwendig erachtet, jüngere Menschen nicht ernst zu nehmen? Was sagt denn diese Annahme über uns selbst?
Und wenn ich lese, dass es die Hypothese gibt, wir hätten aus den ersten 3 Jahren unseres Lebens alles vergessen, weil wir adultistich schockiert wurden, werde ich nervös, denn in diesem Gebiet gibt es Theorien und wissenschaftliche Belege, die diese Idee locker aus der Bahn kicken (befragen Sie bei Bedarf den aktuellen Oerter-Montada zu Entwicklungspsychologie unter dem Schlagwort “Gedächtnis”).
Ich hoffe, ich vergreife mich nicht im Ton. Ich möchte niemanden entwerten oder mich darüber lustig machen. Ich verstehe wirklich nicht, was dieses Label soll und belege mein Unverständnis deutlich bis emotional.
so, nun habe auch ich endlich diesen text gelesen. mir fiel auch spontan emmi pikler ein, die schon für babies nicht-adultistische hinweise gibt: das kind bei der pflege orientieren und nicht zum zu reinigenden objekt machen, ihm lernen qua selbstwirksamkeit möglich machen etc pp.
gleichzeitig habe ich dort auch den hinweis gefunden, dass die pflegende person immer die ruhe bekommen sollte, angefangene dinge nicht knall auf fall liegenzulassen, wenn das kind es einfordert. es geht doch einfach darum, verhaltenweisen auf ihren sachlichen gehalt zu prüfen und nicht sachzwänge an sich zu verleugnen, oder? aber es ist ganz klar eine riesige aufgabe, immer wieder situationen neu zu beurteilen und auch ich habe nicht immer die nerven, mich nicht überkommener muster zu bedienen.
spontan fällt mir außerdem mein vater ein, der den brüllenden kindern schon mehr als ein mal sagte: na, na, wir wollen doch nicht weinen. – die reaktionen kann sich jede ausmalen. das ist ein extrembeispiel, aber es zeigt doch sehr gut, was adultismus sein kann (“hör auf, mich zu nerven/ordne dich unter, egal, was du gerade hast”) und wie dam es besser macht (“kind, wo liegt dein problem, wie willst du es lösen”). und ich kenne eine ganze palette solcher entzückenden erziehungsmethoden aus eigener erfahrung (“nein, ‘voyage’ heißt nicht ‘reise’, weil wir das noch nicht hatten”, “dass du immer so sensibel sein musst!”, “was für ein ungezogenes kind du bist!”).
minulinu, ich denke, das thema addressiert andere leser_innen als dich mit dem hintergrund an reflexion, wie du ihn schilderst.
Meine Befürchtung an dieser stelle wäre, dass Leser_innen mit niedrigerem Reflexionslevel durch das “Adultismus”-label noch eher abgeschreckt und daher so auch nicht erfolgreich adressiert werden können
darüber kann ich nichts sagen und spekulieren mag ich nicht. ich habe nur die beobachtung gemacht (und jetzt mal ein harmloseres beispiel), dass ordentliche mülltrenner_innen, die öffentlich zum ordentlichen mülltrennen ermahnt werden, entweder unsicher oder sauer werden. und ich denke, sowas ähnliches ist hier mit @minulinu passiert, soweit ich das verstanden habe.
minulinu, du hattest gefragt: “Ja gehen wir denn wirklich davon aus, dass es eine Mehrheit an Menschen gibt, die Spaß daran hat oder es für notwendig erachtet, jüngere Menschen nicht ernst zu nehmen?” ich denke das tatsächlich auch, wobei das kulturell verankert und in regeln eingefroren ist und meistens nicht böswillig gemeint ist. das funktioniert ähnlich wie dieses rassismusding: auch, wenn ich das nicht möchte, so sind meine denkstrukturen rassistisch vorgeprägt und ich muss irgendwas anstellen, um mich aus diesen mustern zu lösen. was die kinder angeht, finde ich es deswegen haarig, weil eine oft sehr schnell entscheiden muss, wieviel sie erzählt und zulässt. und wenn das kind fragen stellt, deren erwachsenenantwort ein bisschen zu heftig wären (radionachrichten in gegenwart des kindes hören – bredouille galore!), ist es natürlich easy zu sagen: das ist nichts für dich. zack. differenzierte antworten brauchen schnell viel überlegung und nerven, und das ist anstrengender und selbst mit nachdenken trifft eine nicht immer den ton.
hast du denn nie sachen zu hören bekommen, die dich aufgrund deines alters bevormundet haben? sowas ist mir bis über mitte zwanzig passiert.
den adultistischen schock halte ich aber auch für quatsch.
Hier: http://www.mondey.de
Ich bin zwar Neurobiologin im Fachgebiet Entwicklungsbiologie, aber hab dankend abgelehnt, da mitzumachen mit den Kindern.
Auf dass die Norm normiert werde und Eltern der Frau Professorin, statt ihrem Kind vertrauen können. Grauenhaft.
[…] Elternsicht zusammengefasst. Über ein ungewöhnliches Thema bin ich bei der Lektüre des Textes “Das diskriminierte Kind” gestoßen, und sehr bewegt hat mich heute ein Artikel, der sich mit Palliativmedizin bei Kindern […]
Nach neuer Krankheitsphase: Wie hilfreich ist ein label, wenn es Missverständnispotential in sich trägt und sich an die richtet, die qua mangelnder Selbstreflexion gar nichts davon wissen wollen? Wäre es auch da nicht viel hilfreicher, Positives zu bewerten als Negatives? Schließlich sind auch kulturell bedingte Gründe Gründe, die niemandem abgesprochen werden sollten.
Vielleicht blieb mir mein persönlicher Adultismusschock erspart, weil ich sehr früh sehr viel Verantwortung getragen habe und mir meiner Grenzen immer selber bewusst war. Mich musste nie jemand von oben herab behandeln, weil ich jung war. Das ist (traurigerweise) immer geschlechtsbezogen gewesen…
aber das gibt es doch bei allen inhalten, unabhängig ob adultismus oder nicht. wenn ich lippenstift trage und jemand erzählt mir zufällig, wie man lippenstift _richtig_ aufträgt, bringt mich das ins zweifeln. aber vielleicht bin ich da auch nur falsch gewickelt. ich meine nur: alles birgt missverständnispotential und wissen ist immer für die am wertvollsten, die es noch nicht haben.
mich hat nie jemand gefragt, wie selbständig oder reflektiert ich bin, bevor ich von oben herab behandelt wurde. da reichte meine körpergröße und statur in verbindung mit meinem nesthäkchenstatus vollkommen aus. oder was auch immer, das ist mir am ende egal. es sind ja auch VORurteile und eben keine urteile.
[…] Das diskriminierte Kind – Zum Thema Adultismus [Deutsch] von @co_g via @ponypost […]
[…] immer noch so isoliert von kapitalistischer Ausbeutung auf Kosten “armer” Länder und von der Mehrfachdiskriminierung betrachtet wird, die Kinder sowohl in armen, als auch in reichen Ländern ausgesetzt […]
Vielen Dank für diesen Artikel!
Der Sandra Richter Link ist kaputt aber der Text ist auch hier zu finden: https://situationsansatz.de/files/texte%20ista/fachstelle%20kinderwelten/kiwe%20pdf/richter_adultismus_die%20erste%20erlebte%20diskriminierungsform.pdf