Hier wurde vor zwei Wochen das Problem Du nicht. Nur die Mama. zur Diskussion gestellt. Wir haben die Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin Sandra E. Velásquez um ein Statement gebeten. Sie schlägt folgende Strategien und Lösungen vor:
Zuerst würde ich empfehlen, sich mit der Frage auseinanderzusetzen: „Wie viel glaubt der Vater, dass er das auch kann? Dass er das Kind genauso gut zu Bett bringen kann wie die Mutter? Dass er das also effektiv kann? Ist er wirklich davon überzeugt?“ Kinder haben in diesem Alter noch keinen differenzierten Wortschatz, um auszudrücken, wie sie die Situation emotional erleben. Es ist wichtig, dass sich die Eltern gut absprechen und davon überzeugt sind, dass ihr Vorhaben das Beste für alle Beteiligten ist. Dann ist es wichtig, dieses Vorhaben überzeugt und selbstsicher umsetzen. Wenn es Zweifel von einem Elternteil gibt, wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass das Vorhaben scheitert.
Für das Schlafengehen empfehle ich ein immer gleiches Ritual (das von Vater und Mutter gleich umgesetzt wird). Es könnte zum Beispiel so aussehen: nach dem Abendessen kommt die Dusche (keine Action im Bad, kein Fernsehen und keine Süßigkeiten vor dem Schlafengehen), danach wird im Bett ein Buch vorgelesen.
Wichtig ist, dass es dunkel ist, denn das unterstützt die Produktion des Hormons Melatonin, das für das Einschlafen notwendig ist. Es muss nicht stockdunkel sein, aber doch dunkel.
Die Eltern haben also abgesprochen, wer wann das Kind ins Bett bringt. Im beschriebenen Beispiel wird ein kritischer Moment der sein, wenn das Kind zu weinen beginnt und nach der Mutter schreit.
Dann liegt es am Vater bei seiner Haltung zu bleiben und sich selbst zu beruhigen und zu bestärken. Er kann sich selbst Sätze sagen wie: „Ich bin ein guter Vater“, „Das ist gut für mein Kind.“ Wenn er genervt oder wütend reagiert, muss er sich zuerst selbst beruhigen. Ruhig durchatmen, sich selbst beruhigen und sich dann an das Kind wenden.
Wenn das Kind Widerstand zeigt, weint und aufstehen will, soll der Vater es sanft zurückhalten und Sätze sagen wie: „Wir schaffen das gemeinsam.“ „ Ich bin da und wir schaffen das gemeinsam.“
Wenn Eltern ihre Haltung und ihre Vereinbarung konsequent umsetzen und das tun wovon sie überzeugt sind, dass es gut für alle Familienmitglieder ist, dann glauben Kinder auch, dass es das richtige ist. Eltern sollten davon überzeugt sein, dass das was sie tun gut für ihre Kinder ist. Wenn der Vater diese Ruhe und Überzeugung hat, dann überträgt sich das auch auf das Kind. Er soll langsam und sanft mit dem Kind sprechen. Nicht zu viel sprechen, kurz Sätze, kaum Interaktion.
Wenn das Kind schreit soll er auf seine Atmung achten – und eine gute Selbstsprache finden. Die Haltung des Vaters gegenüber dem Kind soll sein: „Ich bin dein Hilfs-Ich.“
Es kann vereinbart werden, dass die Mutter bei den ersten drei Malen noch das Haus verlässt, während der Vater das Kind ins Bett bringt. Aber danach sollte es auch klappen, wenn sie zu Hause ist.
Wenn sie es schaffen, das Vorhaben umzusetzen, wird es allen guttun – auch der Beziehung der Eltern.
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Die Rubrik “Wie jetzt?” soll ein Ort sein, Fragen zu stellen, Probleme zu beschreiben und mit anderen in Austausch zu treten. Einmal im Monat stellen wir ein Problem zur Debatte, das zunächst von der Leserinnenschaft kommentiert und besprochen und 14 Tage später von einer Expertin – einer Therapeutin, einer Erzieherin, einer Pädagogin, einer Kinderärztin… – aufgegriffen wird. Wir hoffen, damit ein breites Spektrum an Lösungsvorschlägen für bestimmte Situationen aufzeigen zu können und außerdem Betroffen miteinander in Kontakt zu bringen.
Wenn du eine Frage bezüglich feministischer Mutterschaft und allem, was dazu gehört, hast oder es ein Problem gibt, über das du dich, auch anonym, mit anderen besprechen willst, melde dich per E-Mail bei uns: umstandslos(@)gmx.net.
Die hier vorgeschlagenen Strategien waren sehr hilfreich für uns! Wir haben über alles noch einmal gesprochen, auch über eventuelle Zweifel und sind dazu übergegangen unserem Kind schon im Vorhinein kundzutun, wer heute “dran” ist. Früher haben wir das oft beim Abendessen in seiner Anwesenheit besprochen bzw. ausverhandelt – das war, im Nachhinein betrachtet, vielleicht auch nicht so gut. Jedenfalls ist seither alles gut 🙂 kein weinen oder nach Mama schreien mehr, wenn Papa dran ist. Ich bin sehr erleichtert und habe wieder mehr Energie am Abend für meine Tochter, weil ich weiß – morgen bin ich nicht dran, dann ist mein freier Abend. Ich würde mir wünschen, dass es selbstverständlicher wird (auch für mich), sich bei so einem (vergleichsweise vielleicht banalem) Anliegen Unterstützung bei einer Psychologin, Elternberaterin, etc. zu holen. Danke jedenfalls an Sandra Velásquez.
Vielleicht ist die entscheidende Anfangsfrage eher: “Wie viel glaubt die Mutter, dass der Vater das auch kann?” und in welchem Ausmaß akzeptiert die Mutter, dass sie nicht notwenigerweise gebraucht wird.
[…] beschriebenen Problem umzugehen, der melde sich bitte in den Kommentaren. In 14 Tagen findet sich hier der Ratschlag einer sogenannten […]